Berisha ohne Ende

Rund um unsere Fußballheldys und die TeBe-Fanszene
Antworten
Warhead

Berisha ohne Ende

Beitrag von Warhead »

Wer meinte das das Thema Berisha mit seinem Wechsel zum HSV endlich durch und zu einem kommoden Abschlussb gelangt ist,der hat weit gefehlt.Ausgerechnet in dem widerlichen xenophoben Schweinespringerhetzblatt die Welt war heute in der Hamburger Ausgabe DAS zu lesen


Die vergangenen beiden Wochen müssen Besart Berisha vorgekommen sein wie ein böser Traum. Eigentlich wollte der 18-jährige Neuzugang des HSV nur rasch in den Kosovo fliegen, um eine längst überfällige Formalie zu erledigen. In dem immer noch schwer vom Bürgerkrieg gezeichneten Land beantragte Berisha bei der zuständigen Behörde in Pristina einen gültigen Pass, um damit wieder nach Deutschland zurückkehren zu können. Doch die Reise in sein Heimatland, das er 1992 als siebenjähriger Junge verlassen hatte, wurde zu einer mehr als unangenehmen Hängepartie. Berisha sitzt fest - zwischen den Mühlsteinen der Bürokratie. Ohne Aufenthaltserlaubnis der Ausländerbehörde darf der bislang in Deutschland nur "geduldete" Bürgerkriegsflüchtling nicht wieder einreisen. "Genau genommen ist Besart damals ,illegal' nach Deutschland gekommen", erklärt der Hamburger Rechtsanwalt Henner Janzen, der sich gemeinsam mit dem Berater Axel Kleinefinke um Berishas Belange kümmert. Der Fall ist nicht ganz unkompliziert: Um seinen Drei-Jahres-Vertrag beim HSV antreten zu können, musste Berisha zuerst ausreisen, um wieder "legal" ins Land zurückzudürfen. Grundvoraussetzung dafür ist die Aufenthaltsgenehmigung - und die lässt auf sich warten. "Zurzeit hängt das ganze Verfahren in der Schwebe", berichtet Axel Kleinefinke, der Berisha in den Kosovo begleitete, "wir können keine Aussage über die Dauer der Bearbeitung machen."


Besart Berisha - es ist die traurigste Geschichte dieses Fußball-Sommers. Als der Torschützenkönig der A-Junioren-Bundesliga (20 Tore in 26 Spielen) beim HSV einen Profi-Vertrag bekam, schien ein Traum wahr zu werden. Zuvor hatte der 1,84 Meter große Stürmer in Berlin bei Tennis Borussia, Lichtenberg 07 und dem FC Hühnerhof gespielt, belegte zudem im Fußballzentrum von Ex-Bundesliga-Profi René Tretschok in Sachsen-Anhalt mehrere Ausbildungslehrgänge.


Sein Heimatland Kosovo kannte Berisha bislang fast nur aus Erzählungen seiner Angehörigen. Die südserbische Provinz Kosovo steht seit 1999 unter UN-Verwaltung und ist offiziell als Staat nicht anerkannt. Da die Zeit drängte - die Saisonvorbereitung beim HSV hatte schon begonnen - entschied sich Berisha nach seiner Ankunft im Kosovo am 26. Juni für einen serbischen Pass. Dies allerdings voll Widerwillen: Denn sein Großvater wurde von serbischen Soldaten ermordet, seine Mutter erlitt dabei ein Kriegstrauma, auf das sich die Aufenthaltsberechtigung der Familie stützte. Das Problem liegt für Axel Kleinefinke darin, dass von der zuständigen deutschen Behörde keine "vorläufige Zustimmung" erteilt wurde. Danach, so Kleinefinke, "hätte man die Entscheidung über Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis immer noch rückwirkend prüfen können". Stattdessen wird das Warten auf das Dokument aus Deutschland für Berisha zum Spiel auf Zeit. "Besart ist total angespannt, denn er will, dass es für ihn beim HSV endlich los geht", sagt Kleinefinke. Die deutsche Staatsbürgerschaft kann er erst beantragen, wenn er legal wieder eingereist ist.


Die Tatsache, dass Berisha keine Aufenthaltsgenehmigung besaß, hatte zuvor schon andere interessierte Bundesliga-Clubs, darunter Erna BSC und Borussia Dortmund, abgeschreckt. Beim HSV aber überzeugte das beidfüßige Sturm-Juwel Trainer Klaus Toppmöller Anfang März bei einem Probetraining und auch bei einem Testspiel gegen den VfB Lübeck, bei dem ihm auch sein erstes Tor gelang. "Der HSV wusste um Besarts Offensiv-Qualitäten und wir waren uns schnell einig", erzählt Henner Janzen. Deswegen will man beim HSV keinesfalls auf den Nachwuchsstürmer, der offiziell Fußball-Deutscher ist, verzichten. Bereits drei Mal wurde Berisha auch von U 19-Nationalcoach Dieter Eilts zu Lehrgängen eingeladen und hat das große Ziel, irgendwann für Deutschland zu spielen. Der HSV ist uns in der ganzen Angelegenheit sehr entgegengekommen", sagt Henner Janzen, "ob Jugendkoordinator Stephan Hildebrandt oder Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer - alle ziehen an einem Strang, um Besart schnell nach Deutschland zurückzuholen." Damit er kurzfristig ins Trainingsprogramm der HSV-Profis einsteigen kann, hält sich Berisha nun in Pristina fit. Auch HSV-Amateurtrainer Thomas Doll, für dessen Regionalliga-Team er als Nicht-EU-Ausländer ebenfalls spielberechtigt ist, hat mit Berisha telefoniert und sich über die Situation informiert. "Wir hoffen, dass spätestens in den kommenden 14 Tagen alles klar ist und Besart wieder da ist", gibt sich Axel Kleinefinke zuversichtlich.
Bis dahin wird Berisha auf jeden Fall weiter bei seinem Onkel in Pristina wohnen müssen. Und der Jung-Profi fürchtet, dass sein großer Traum von der Bundesliga doch noch an einer Formalität scheitern könnte. Wird sein Antrag abgelehnt, muss er vorerst im Kosovo bleiben, wo er sich "überhaupt nicht Zuhause" fühlt. "Ich habe Angst, dass man mir die Chance meines Lebens kaputtmacht", sagt Berisha.
Antworten