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Meckerecke und Frittenfettwünsche
Allium Sativum

Re: BZ

Beitrag von Allium Sativum »

Das mangelhafte politische Denken in der Gesellschaft auf die Medien zurückzuführen ist sicherlich richtig, jedoch nur eine Facette.
Ein weiteres Problem sehe ich z.B. in der verordneten Demokratie, die in D immer noch vorherrschend zu sein scheint.

Schon nach dem Weltkrieg I konnten die Menschen mit Demokratie nichts anfangen. Königstreue, Autoritätshörigkeit & zweckgebundene Frömmigkeit waren wesentliche Bestandteile des durchschnittlichen Nationalcharakters; Kurt Tucholsky hat sich oft genug über die Zustände in der "zufälligen Republik" beklagt.
Auch nach dem Weltkrieg II war das nicht viel anders. Die Bundesrepublik Deutschland ist von den Westalliierten regelrecht verordnet worden, als solider Gegenpol zu den sowjetdominierten Staaten. Die BRD war also gewissermaßen befohlen, & das kapierte der damalige Durchschnittsdeutsche bekanntlich immer.

Heute ist die Demokratie in der deutschen Bevölkerung als selbstverständlich akzeptiert, jedoch wenig lebendig. Entsprechend dröge sind die politischen Nachrichten. So wird z.B. Bundesgesundheitsministerin Schmidt wg. ihrer Dienstwagennutzung heftig kritisiert, nicht aber wg. ihrer Verantwortung von einem Jahrzehnt katastrophaler Gesundheitspolitik.

Plebeszite können sehr wohl als eine Art Demokratieschule wirken. Dass sie gegenwärtig nur von reaktionären Kräften genutzt werden, ist der Epoche geschuldet. (Von links kommt derzeit halt nix.)
Markus
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Re: BZ

Beitrag von Markus »

Allium Sativum hat geschrieben:(Von links kommt derzeit halt nix.)

Die Revolution beginnt ja auch im Stadion, aber das ist ein anderer Thread... :mrgreen:
Lila-Lira
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Re: BZ

Beitrag von Lila-Lira »

Allium Sativum hat geschrieben:Plebeszite können sehr wohl als eine Art Demokratieschule wirken. Dass sie gegenwärtig nur von reaktionären Kräften genutzt werden, ist der Epoche geschuldet. (Von links kommt derzeit halt nix.)
Auf welche Modelle beziehst du dich denn bei der Aussage? Ich kenne bisher jedenfalls keinen Vorschlag, den ich als Demokrat und Linker ohne Bauchschmerzen mittragen könnte.
"so, nun ist eine woche lang wieder TeBe-depression, nach dem nächsten sieg dann die deutsche meisterschaft zum greifen nah. so ist das halt bei TeBe."

Denis, 5.8.05
Allium Sativum

Re: BZ

Beitrag von Allium Sativum »

Ich beziehe mich da auf einen historischen Vorgang, nämlich dem Volksenscheid zur Fürstenenteignung 1924/25. Dieser war mit großem Aufwand von den Parteien links des Bürgertums vorangetrieben worden & erreichte auch viele Menschen. Gescheitert ist der Volksentscheid trotzdem durch die Boykotthaltung vor allem von Zentrum & deren christlichen Anhang.

Die Abstimmungen hier in Berlin, die wir bisher hatten, sind wie schon erwähnt rechts initialisiert. Der Aufwand vor allem finanzieller Art, der von dort betrieben wurde, war enorm. Trotzdem haben sie sich nicht durchsetzen können, & die Abstimmung wg. des Religionsunterrichts zeigt ja auch, dass sich Mehrheiten gegen ein reaktionäres Ansinnen finden können.
Was sich nun nach der gerichtlichen Niederlage des Landes Berlin zum Thema KiTa-Ausstattung entwickelt, bleibt abzuwarten. Ich persönlich glaube, dass man den Menschen mit Volksentscheidungen sehr wohl Politik näher bringen kann.
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