Aus Befangenheitsgründen wollte ich mich hier eigentlich zurückhalten, aber eines möchte ich dann doch klarstellen: Die Auswahl im Mommse war zu keinem Zeitpunkt Abbild des "Geschmacks des Stadionsprechers". Sondern ein bunter Stilmix verschiedenster Bands und Künstler:innen, häufig einen Bezug zum Spielgeschehen oder aktuellen Vereinsleben aufweisend, manchmal auch zu Hochzeiten, Trauerfällen etc. innerhalb der TeBe-Familie. Keine Musik, die den kleinsten gemeinsamen Nenner sucht, sondern ein gewisses Maß an Kreativität, Innovativität, Ausdruck zu bieten hat. Musik im übrigen, wie man sie so ähnlich auch bei sehr quotenstarken Sendern Berlins jenseits des Formatradios hört. Musik, wie man sie auf den Konzerten unseres großartigen Hauptsponsors Trinity erleben kann. Musik, die unserem langjährigen Slogan "Fußball - Freunde - Rock 'n' Roll" entspricht. Musik eben, die auf vielfältige Weise gut zum Klub und zahlreichen seiner Anhänger:innen passt.
Musik von Bands aus unserer Stadt, Musik von Leuten mit TeBe-Nähe. Sogar für einen gewissen denharrow liefen mehrere Male Sachen wie Kano und diverse Italo Disco Acts. Auch das hatte nicht unbedingt was mit dem persönlichen Geschmack des Stadionsprechers zu tun. Und sogar denharrows eigene Musik (feat. Steffi) war zu hören, möglicherweise erinnerst du dich. Sei versichert, dass das für die Ohren mancher Besucher:innen ähnlich schmerzhaft war. Dennoch lief es, und der Stadionsprecher hat es gegen Kritik verteidigt. So ist das eben - schon viele erhielten im Mommse ihre 15 Minutes of Fame, auch du. Und nach dir sind dann eben wieder andere an der Reihe.
Der Stadionsprecher hat, wenn er irgendwo auflegte, nie einfach seine Wohnzimmermusik runtergespielt. Sondern ist seinem Gespür gefolgt, welche Sachen für eine möglichst gute Party sorgen. Gleiche Maxime galt auch immer im Mommse. Es ließe sich eine Reihe von Artikeln aufzählen, die die Musikauswahl im Mommse deutlich anders wahrnehmen als du. Von den Printausgaben verschiedener Zeitungen über Stadtmagazine wie tip und zitty zu Blogs und Hoppingberichten. Bei Radiosendern waren wir mehrmals zu Gast. Und auch im großen FuWo-Stadioncheck vor einigen Jahren erhielt TeBe die Bestnote in Sachen Musik.
Das hier etwa erschien in Tagesspiegel und 11 Freunden, mit sehr vielen Zugriffen. Kurzum, das Thema hat uns immer wieder Publicity eingebracht. Und keine Angst, "Punkrock" bezieht hier sich weniger auf ohrenbetäubenden Lärm als darauf, dass TeBe einen eigenständigen Weg beschreitet/beschritt.
Es bleibt dir unbenommen, das alles anders zu empfinden, denn in Geschmacksfragen gibt es kein richtig oder falsch. Dass deine musikalischen Präferenzen durchaus auch unter special interest fallen, war ja kein Geheimnis. Hut ab, wie du die letzten 24 Jahre im Mommse dennoch irgendwie durchgehalten hast.

Nun jedenfalls hast du es geschafft.
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Auf deinen zweiten Punkt, deutlich ernster, müsste man so ausführlich antworten, dass ich mir das an dieser Stelle verkneife. Ohne Zweifel gibt es kaum ein kontroverseres und emotionalisierenderes Thema als dieses.
Am einfachsten wäre es daher, sich zu diesen Fragen gar nicht zu verhalten. Ich finde aber, dass wir uns es gerade mit unserer Vereinshistorie nicht leisten können, "neutral" zu bleiben, nur weil man damit niemandem wehtut und seine Ruhe hat. Das haben wir in der Vergangenheit nicht getan, und dafür sind wir unter anderem mit dem Paul-Spiegel-Preis ausgezeichnet worden. Daher wäre der Jahrestag des Pogroms durch mich definitiv nicht ignoriert worden, Sollte diese Form von Farbe bekennen bei uns nicht mehr möglich sein, wäre das tatsächlich nicht mehr mein Verein. Deine Ableitungen aus der Gegenüberstellung von Zahlen teile ich ausdrücklich nicht, erst recht nicht das verwendete Wording.
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Für mich war es heute sehr angenehm wie auch befreiend, den Sieg unserer Jungs einfach als Fan zu erleben. Und damit will ich es dann auch belassen.