Sonntag, 30.07. 14Uhr - CFC Erna 06 - TeBe (Aufruf TBAF)

[TBAF-Vorstand]

Liebe Lila-Weißen,

die neue Saison steht bevor und wir sind alle erwartungsfroh wieder ins Stadion zu gehen. Leider ist das erste Spiel gleich keine besonders schöne Begegnung, da CFC E R N A 06 zuletzt vor allem durch antisemitische Äußerungen aufgefallen ist. Daher haben wir uns auf dem letzten Fantreffen dazu entschlossen das Spiel zu boykottieren. Die Mannschaft wurde über diesen Beschluss informiert, damit sie wissen, aus welchen Gründen wir uns für einen Boykott entschieden haben und ihnen versichern, dass wir sie trotzdem unterstützen werden.

Unser Vorschlag ist daher nicht ins Stadion zu gehen sondern sich davor zu versammeln und lautstark zu supporten (man kann sehr gut von außen ins Stadion schauen und das Spielgeschehen verfolgen) und so ein klares Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Wenn ihr trotzdem ins Stadion geht, lasst bitte die Fanutensilien zu Hause, sodass keine TeBe Farben im Stadion zu sehen sind.

Um den Saisonauftakt trotzdem nett zu beginnen, wollen wir gemeinsam mit euch ab 12 Uhr im Österreichpark zusammenkommen. Dazu seid ihr herzlich eingeladen. Getränke findet ihr dann auch vor Ort.

Euer TBAF-Vorstand!


Aufruf und Hintergrund:

Rote Karte für Antisemitismus – Boykott des Spiels gegen CFC E R N A 06

In der letzten Saison ist CFC E R N A 06 gleich zwei mal wegen antisemitischer Äußerungen vom Sportgericht des BFVs verurteilt worden. Das erste Urteil richtete sich gegen zwei Jugendspieler die mit antisemitischen Aussagen und Gewaltandrohungen gegen Spieler von Makkabi und den Schiedsrichter im November 2022 aufgefallen waren, das zweite gegen den Vizepräsidenten Ergün Cakir der das Verhalten der Jugendspieler relativierte und sich selbst in einem Fernsehinterview antisemitisch äußerte. In den Urteilen wurden Geldstrafen verhängt und gegen alle Angeklagten mehrjährige Sperren ausgesprochen. Ist das Verhalten alleine schon keine Bagatelle, zeigt das Urteil nochmal deutlich, die schwere der Taten.
Wer die Berichterstattung zu dem Fall verfolgt hat, sieht schnell, es geht hier nicht nur um die Äußerungen von zwei Vereinsmitgliedern, sondern von dem Vizepräsidenten und seinem Sohn. Auch wurden dem Verein Zeit eingeräumt und Unterstützung von verschiedenen Stellen angeboten gegen Antisemitismus aktiv zu werden. Das Ausbleiben der vereinsinternen Auseinandersetzung mit Antisemitismus hat letztendlich auch zur Verurteilung von Cakir geführt. Teilweise wird sogar der Eindruck erweckt andere Vereinsoffizielle würde sich schützend vor Cakir, der auch Hauptsponsor des Vereins ist, stellen. Letztendlich hat sogar das Land Berlin und der Bezirk die Förderungswürdigkeit des Vereins geprüft, da es ernsthafte Zweifel an der demokratische Organisation des Vereins gab.
Als TeBe Fans haben wir eine klare Positionierung Antisemitismus nicht zu dulden, uns dagegen zu engagieren und uns solidarisch mit den Betroffenen von Antisemitismus zu zeigen. Nicht nur die deutsche Vergangenheit sondern auch unsere eigene Vereinsgeschichte sind Mahnung und Aufforderung an uns, Antisemitismus nicht unwidersprochen stehen zu lassen. In diesem Sinne fordern wir alle TeBe Fans auf mit uns gemeinsam das Auswärtsspiel gegen den CFC E R N A 06 am letzten Juliwochenende zu boykottieren und stattdessen vor dem Stadion (man kann sehr gut von außen ins Stadion schauen und das Spielgeschehen verfolgen) ein sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Wir wollen deutlich machen, dass Antisemitismus weder mit einer offenen und toleranten Gesellschaft noch mit den sportlichen Werten wie Fair Play und Respekt vereinbar sind!

[Gerhard]

Liebe Mitglieder vom Vorstand TBAF,

ich war als Kind schon ein großer Fan von
Hans Rosenthal und bin schon deswegen gegen jede Form von Antisemitismus und Diskriminierung. Auch wenn ich mich bei Euch nicht beliebt mache. Ich sehe einen Boykott des Vereins Erna 06 kritisch.
Erna 06 sorgt dafür, viele Kinder, meist mit Migrationshintergrund, von der Straße zu holen und für den Fußballsport zu begeistern.
Mit den Eintrittsgeldern werden nicht die antisemitischen Personen bezahlt, sondern
auch z.B Fußbälle, Tornetze und andere Utensilien für den Fussballsport.
Aber es muss jeder TeBe Fan selber entscheiden, wie er sich am Spieltag verhält.
Sollte es aber weitere Vorfälle dieser Art geben, überdenke ich meinen Beitrag.
Ich habe sonst mit dem Verein Erna 06 nichts zu tun.

[snuvkin]

Edit: Beitrag gelöscht weil übers Ziel hinaus geschossen. Zweiter Versuch siehe unten.

[sebastian]

Die Kreuzworträtsel im Stürmer waren ganz gut und die mussten schließlich auch irgendwie finanziert werden.

Schalte mal schnell ein paar Gänge zurück.

[Lankwitzer]

Langsam nervt die Art der Diskussionsführung hier. Natürlich kann der Antisemitismus, den einige bei Erna 06 ungeniert darlegen, nicht hingenommen werden. Daher ist ein Boykottaufruf erst einmal völlig ok. Aber Erna 06 besteht mitnichten nur aus Antisemiten, sondern auch aus engagierten Menschen, die Kinder und Jugendliche von der Strasse holen und Werte vermitteln wollen, die zu einer Demokratie, Meinungs - und Kulturvielfalt gehören. Alles über eine Kamm scheren , nein danke.

[snuvkin]

Gut, dann noch mal ohne Polemik: Schon über einen längeren Zeitraum fällt CFC Erna 06 mit gut dokumentierten antisemitischen Vorfällen und Äußerungen auf. Dem Verein wurden mehrere Brücken gebaut, um aus der Sache rauszukommen – er hat sie bewusst nicht genutzt. Es braucht nicht noch mehr Beweise für den gefestigten Antisemitismus dort.

Entsprechend unangemessen finde ich den Verweis auf die Jugendarbeit. Zum einen weiß ich nicht, wie pädagogisch wertvoll diese Arbeit tatsächlich ist bzw. ob sie angesichts des Weltbilds der Verantwortlichen nicht mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt. Ausgangspunkt der aktuellen Kontroverse war sogar ein Vorfall bei einem Jugendspiel. Zum anderen: Auch die größten Wohltaten könnten die antisemitischen Verfehlungen nicht ausgleichen, ungeschehen machen oder legitimieren. Und nebenbei erwähnt: Oberligafußball ist so teuer – da ist es naiv zu glauben, die Eintrittsgelder würden in Care-Pakete für obdachlose F-Jugendliche gesteckt. Der gängigen Praxis im Berliner Fußball würde es eher entsprechen, wenn Mittel aus der Jugend in den Kader der Herren umgeleitet werden.

Ich kann es verstehen, wenn jemand den Boykott für den falschen Weg hält, um wahrnehmbar gegen die Missstände zu protestieren. Ich komme auch damit klar, wenn jemandem das Live-Erlebnis mit TeBe an der Stelle wichtiger ist als der Kampf gegen Antisemitismus. Sich dafür aber eine so krude Rechtfertigung zusammenzuzimmern und dann auch noch Hans Rosenthal als Kronzeugen heranzuziehen – das ist selbst für dieses an Unsinn nicht arme Forum ein ganz schöner Knaller.

[sebastian]

Dann mit dem Stürmer zu kommen ist keinen Deut besser.

[Gerhard]

Ich benutze Hans Rosenthal nicht als Kronzeuge sondern habe damit meine Haltung beschrieben.
Das es zu meinem Beitrag Widerspruch gibt war zu erwarten und ist auch gewollt.
Ich habe nicht gegen einen Boykott aufgerufen, sondern habe Kritik daran geäußert mit Argumenten.
Übrigens schreibe ich unter meinem richtigen Vornamen und nicht unter Pseudonymen. Ich stehe zu meinen Beiträgen. Die Mitglieder von Erna 06 sind nicht alles Antisemiten und man trifft mit einem Boykott meist die Falschen.

[ping-pong-alex]

Ich hatte bereits vor Wochen geschrieben: Keinen Pfennig für den Verein; um so dankbarer bin ich, dass TBAF diese Auffassung teilt

[new(te)be]

@Gerhard Ich verstehe deinen Einwand, aber der Boykott ist vor allem ein Symbol und Demonstration. Von den fehlenden Eintrittseinnahmen, die netto da raus kommen, wird der Verein nicht pleite gehen und kann weiter Kids von der Straße holen.