sarrazin arschloch

Meckerecke und Frittenfettwünsche
Herr.Dienst
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Re: sarrazin arschloch

Beitrag von Herr.Dienst »

Zu behaupten, Broder und Sarrazin würden im Wesentlichen das Selbe erzählen, halte ich für nicht haltbar.
Lila-Lira
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Re: sarrazin arschloch

Beitrag von Lila-Lira »

Das habe ich auch nicht behauptet. Der Name Broder taucht in diesem Kontext vor allem zur Befriedigung persönlicher Abneigungen auf, zugegeben.
"so, nun ist eine woche lang wieder TeBe-depression, nach dem nächsten sieg dann die deutsche meisterschaft zum greifen nah. so ist das halt bei TeBe."

Denis, 5.8.05
fairistmehr
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Re: sarrazin arschloch

Beitrag von fairistmehr »

In der Hoffnung hier eine sachliche Debatte führen zu können, einige kleine Anmerkungen:
Sarrazin ist m.M.n. vor allem Sozialchauvinismus vorzuwerfen. Dabei meine ich z.B. seinen launigen Spruch von den Hartz vierern, die nicht soviel heizen sollen, sondern sich einen dickeren Pullover anziehen können. Dieses dummdreiste Schwadronieren über Menschen, die mit weniger auskommen, zieht sich auch durch das aktuelle Buch. In diesem Fall sind es halt die Muslime.
Das zweite was mir bei solchen Debatten immer auffällt: Natürlich ist die Integration, wenn es das als Ganzes und für alle Migrantinnen und Migranten überhaupt gibt, und vor allem die gegenseitige Akzeptanz aller, äußerst schwierig und ein ständiger Prozess. Aber, WER versteht unter Integration WAS!? Für mich heißt das im konkreten Fall Deutschland. Jede/r hier Lebende muss, so schnell es möglich ist, die deutsche Sprache beherrschen UND das Grundgesetz akzeptieren. Nicht mehr und nicht weniger. Für die Sarrazins dieser Welt heißt Integration aber, dass jeder seinen Namen in Schulze, Müller, Lehmann ändern soll, eine Pigmentbehandlung über sich ergehen lassen muss, zum Christentum konvertiert und Gartenzwerge anhäuft.
Im Übrigen bin ich teilweise sogar mit Broder (weil der hier erwähnt wurde) einer Meinung, nämlich dann wenn er ganz konkret auffordert die, im Vergleich zu vielen anderen Ecken der Welt, großen Erfolge der Aufklärung in Mitteleuropa zu verteidigen. Nur muss das selbstverständlich auch für ihn und alle anderen Religionen gelten.
Herr.Dienst
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Re: sarrazin arschloch

Beitrag von Herr.Dienst »

Ich finde in der Tat das Festhalten an den Grundprinzipien der Aufklärung sinnvoller als die Frage nach Integration. Das Gerede von Integration suggeriert immer, als sei der Status Quo der Mehrheitsbevölkerung das anzustrebende Ideal. Vielmehr sollte es aber doch darum gehen, dass grundlegende Werte des Humanismus und der Aufklärung, die vor allem in Westeuropa und den USA sowohl im staatlichen Recht wie auch in den jeweiligen Gesellschaften ihre Wirkung gezeigt haben, nicht aufgegeben werden. Da geht es um Werte, die ich als Kommunist erstmal auch mit einem Konservativen teilen kann. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die islamische Ideologie mit den Werten des Grundgesetzes oder - was mir noch wichtiger ist - mit den Menschenrechten nicht vereinbar ist. Die Frage müsste also lauten, wie der Einfluss der islamischen Erziehung, die in Neukölln dafür sorgt, dass die Gleichberechtigung der Frau nicht umgesetzt wird, zurückgedrängt werden kann. Denn ich glaube auch nicht, dass mackerhaftes Verhalten den Mohammedanern "im Blut liegt", sondern dass dieses Resultat einer bestimmten Sozialisation ist.
Diego Armando Eigenrauch

Re: sarrazin arschloch

Beitrag von Diego Armando Eigenrauch »

Wer aber für die durchaus problematischen Zustände in islamischen Communities und die erhöhte Kriminalität (insbesondere Gewaltverbrechen) in dieser gar keine Erklärung hat bzw. sich dafür nicht interessiert, soll auch nicht laut "Rassismus" brüllen, wenn jemand einen - zugegebenermaßen recht bescheuerten - Versuch unternimmt.
Die Sache ist ja auch die, dass Sarrazin nen gepflegten "Klassenkampf von Oben" betreibt.
Einerseits sollen die Hartz4 Asis Billig-Scheiße kaufen und Billig-Vorrats-Discounter-Scheiß fressen und tragen, wodurch wiederum weltweite Ausbeutung und Billigproduktion einer ewigen Zirkulation unterliegen und forciert werden.
(Ja,ja, ich weiß - der Tagesspitzel: http://www.tagesspiegel.de/berlin/lande ... 64148.html)
Andererseits spricht er vom Untergang bzw. Niedergang des deutschen Abendlandes.

Der Typ setzt sich also dafür ein, eine Unterklasse bzw. Unterschicht heranzuzüchten, die dann einer gewissen Nachhaltigkeit (im negativen Sinne) unterworfen wird, um eben diese Leute schließlich zu denunzieren und U.A. auf ihre Religionszugehörigkeit (Moslems + Juden) zu reduzieren.

Klassenkampf und Religion sind natürlich zwei verschiedene paar Schuhe.

Sarrazin ist jedenfalls ein ganz widerlicher und dummdreister Klassenfeind. Der Hund, der! :evil:
Lila-Lira
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Re: sarrazin arschloch

Beitrag von Lila-Lira »

Herr.Dienst hat geschrieben:Ich finde in der Tat das Festhalten an den Grundprinzipien der Aufklärung sinnvoller als die Frage nach Integration. Das Gerede von Integration suggeriert immer, als sei der Status Quo der Mehrheitsbevölkerung das anzustrebende Ideal. Vielmehr sollte es aber doch darum gehen, dass grundlegende Werte des Humanismus und der Aufklärung, die vor allem in Westeuropa und den USA sowohl im staatlichen Recht wie auch in den jeweiligen Gesellschaften ihre Wirkung gezeigt haben, nicht aufgegeben werden. Da geht es um Werte, die ich als Kommunist erstmal auch mit einem Konservativen teilen kann. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die islamische Ideologie mit den Werten des Grundgesetzes oder - was mir noch wichtiger ist - mit den Menschenrechten nicht vereinbar ist. Die Frage müsste also lauten, wie der Einfluss der islamischen Erziehung, die in Neukölln dafür sorgt, dass die Gleichberechtigung der Frau nicht umgesetzt wird, zurückgedrängt werden kann. Denn ich glaube auch nicht, dass mackerhaftes Verhalten den Mohammedanern "im Blut liegt", sondern dass dieses Resultat einer bestimmten Sozialisation ist.
Ich stimme umfassend zu, möchte aber halt im Kontext des markierten Satzes anmerken, dass ich in der öffentlichen Diskussion genau dort das Problem sehe. Wenn einer deutschen Merheitsbevölkerung suggeriert wird, dass sie sich - egal, in welch elenden sozialen Verhältnissen sie lebt - immerhin noch von einer noch rückständigeren Bevölkerungsgruppe abheben kann, dann kann der Effekt kein guter sein. (Das sind jetzt nicht deine Worte, sondern das, was bei vielen Menschen - z.B. in Neukölln - ankommt)

Ähnliche Entwicklungen sind ja vielfach zu beobachten, so z.B. in GB, wo sich die benachteiligte pakistanische Community nach unten von der Afro-Britischen Community abgrenzt, während beide in ihrer gesellschaftlichen Isolation eigentlich ähnliche Zustände beklagen müssten. Der Drang, nicht letzter in der vermeintlichen Evolutions-Kette zu sein, hat schon immer sozial Benachteiligte gegeneinander ausgespielt. Die sogenannten gesellschaftlichen Eliten haben ebenso konstant davon profitiert.

Insofern wird man mit einem innerneuköllnischen Kampf um mehr Emanzipation meiner Ansicht nach keinen Blumentopf gewinnen können, solange man Muslimen unterstellt, die bestehenden Problemlagen seien bei ihnen strukturell angelegt. Das mag in einigen, von mir aus auch in mehreren, Fällen so sein. Trotzdem ignoriert es die soziale Dimension, die eine ungleich größere Bedeutung hat, wenn es um persönliche und gesellschaftliche Emanzipation geht.

Aufgrund der überproportional auftretenden sozialen Schlechterstellung von MigrantInnen kann man statistisch leicht zum Schluss kommen, diese Probleme seien quasi migrationsimmanent. Ich glaube aber, dass umgekehrt ein Schuh daraus wird. Guckt man sich beispielsweise die Zahl derer an, die in Berlin das kostenlose letzte Kita-Jahr nicht in Anspruch nehmen, so sind dies vor allem sozial Schlechtergestellte und innerhalb dieser Gruppe wiederum eine Vielzahl von Familien mit Migrationshintergrund, die selbst aus prekären Verhältnissen kommen.

Leute wie Sarrazin versuchen die Tatsachenlage so umzudeuten, dass soziale Ungleichheit letztlich individuelle Schuld ist und bei Migranten quasi zur Grundausstattung gehört. Bei dieser Argumentationskette muss man intervenieren und sollte sie auch nicht in Einzelteile stückeln, weil dieses oder jenes diskussionswürdig sei. "Neuköllner Zustände", wenn man so will, müssen diskutiert werden. Aber nicht auf Initiative von Sarrazin und Co.
"so, nun ist eine woche lang wieder TeBe-depression, nach dem nächsten sieg dann die deutsche meisterschaft zum greifen nah. so ist das halt bei TeBe."

Denis, 5.8.05
zéro cinq
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Re: sarrazin arschloch

Beitrag von zéro cinq »

fairistmehr hat geschrieben:Jede/r hier Lebende muss, so schnell es möglich ist, die deutsche Sprache beherrschen UND das Grundgesetz akzeptieren.
verlangst du das auch von sächsischen nazis? und was machst du mit denen, wenn es mit beidem nicht so recht hinhauen will?

die identifikation von aufklärung mit dem grundgesetz halte ich, nett ausgedrückt, für schwierig. dass es errungenschaften der aufklärung gegen die barbarei unvermittelter herrschaft (z.b. islamischer regimes oder von familienclans) zu verteidigen gilt, ist jedenfalls (leider zu wenigen) klar. dabei muss man sich aber, um mal ein buzzword in die runde zu schmeißen, der dialektik der aufklärung bewusst sein ("Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils." usw. usf. ff.). zwar scheint mir beim ein oder anderen, der das loblied der aufklärung singt, das bewusstsein darüber verloren gegangen (oder nie vorhanden gewesen) zu sein. umgekehrt ist aber der abgesang auf den universalismus der aufklärung, wie er in linksliberalen kreisen häufig gesungen wird, noch falscher (um es mal undialektisch auszudrücken). bei horkheimer und adorno geht es jedenfalls, wenn ich das richtig verstanden habe, um die selbstaufklärung der aufklärung, und damit um deren rettung.

wie auch immer: ich halte es mit lila-lira in einem seiner posts und lasse mir von jemandem wie sarrazin nicht diktieren, wann und wie ich ein so wichtiges thema diskutiere. zu sarrazin habe ich in meinem ersten post alles gesagt, was ich dazu sagen konnte und wollte.
Jede Form von Extremität (Arme, Beine, etc.) kann nicht die Antwort sein.
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Re: sarrazin arschloch

Beitrag von peeka »

Was mich an Sarrazin lediglich ärgert:
Er lebt selbst seit Jahren aus Steuermitteln, zumindest sein aktueller Posten ist absolut überflüssig.
Wenn so einer eine leistungsbezogene Einwanderung fordert, dann ist es das gleiche, als würde Daniel Petrowsky fordern, nur noch bis zum Umfallen kämpfenden Spielern den Fußball zu erlauben.

Normalerweise sollte man Sarrazin noch nicht einmal ignorieren. Hätten Horst Mahler oder Bernd Rabehl so ein Buch geschrieben, würde sich kein Schwein darüber unterhalten.

Da aber die Diskussion schon in den Brunnen gefallen ist, muss man wohl zwangsläufig Stück für Stück den Humbug wiederlegen. Anfangen kann man mit Hinweis auf Luca Cavalli-Sforza von der genetischen und Mozarts "Entführung aus dem Serail" oder dem Türkischen Marsch von der kulturellen Seite her. Nur ob das einer der Sarrazin-Apologeten hören will, mag ich bezweifeln. Die hat es damals ja auch nicht interessiert, als er im "lettre"-Interview die vertriebenen Juden mit Hermann-Josef Abs - also mit einem für die Vertreibung Verantwortlichen - gleichgesetzt hat.
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Re: sarrazin arschloch

Beitrag von radikalemitte »

das schlimmste an seinen aussagen ist in meinen augen der biologismus. wer davon ausgeht, dass es so etwas wie ein jüdisches (oder auch türkisches, deutsches, albanisches) gen gibt, muss mit seiner analyse einfach zu einem falschen schluss kommen, weil halt eine seiner grundannahmen absoluter mumpitz ist.

was die "mangelnde integration" angeht, so würde ich als soziologe sagen, dass da immer zwei seiten zugehören und das vieles dafür spricht, dass eine hauptursache dafür ist, dass über jahrzehnte die mehrheitsdeutsche bevölkerung kein bis wenig interesse an der integration der neuen mitbürger_innen hatte, während diese größtenteils sehr wohl interesse an einer stärkeren einbindung in die gesellschaft hatten. heute den betroffenen von jahrzehntelangem institutionalisierten rassismus die schuld in die schuhe zu schieben für ein ausbleiben von integration, von der sie beinahe systematisch abgehalten worden sind, ist nicht nur unfair, es hat auch mehr was von schwarzer-peter-zuschieben als von lösungsvorschläge machen.
fairistmehr
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Re: sarrazin arschloch

Beitrag von fairistmehr »

zéro cinq hat geschrieben:
fairistmehr hat geschrieben:Jede/r hier Lebende muss, so schnell es möglich ist, die deutsche Sprache beherrschen UND das Grundgesetz akzeptieren.
verlangst du das auch von sächsischen nazis? und was machst du mit denen, wenn es mit beidem nicht so recht hinhauen will?...
Naja, verlangen könnte man z.b. auch vom Wasser, dass es bergauf fließt, aber ob es uns den Gefallen tut?
Diese "Forderung" steht ja nur für eine Voraussetzung um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, aber ich denke das wurde schon so verstanden.
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