Die kleine Literaturkritik: "Der weiße Brasilianer"

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Hope
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Die kleine Literaturkritik: "Der weiße Brasilianer"

Beitrag von Hope »

Wie ihr vielleicht wisst, hat unser ehemaliger Spieler Ansgar Brinkmann nun den folgerichtigen Schritt in die deutsche Literaturszene gewagt und sein Erstlingswerk "Der weiße Brasilianer" veröffentlicht.

Das Werk liest sich durchaus flüssiger und schneller als der ebenfalls auf meinem Nachttisch liegende Musil, reicht aber nicht ganz an dessen tiefenpsychologische Qualität heran. Und dennoch erhält man Einblick in die Seele des Ich-Erzählers (zusammengefasst: Ich weiß, dass ich schwierig bin. Bei den Fans kam ich immer super an. Hab immer viel Scheiße gebaut. Mit den Offiziellen gab es immer Probleme. Mülltonnen -> Schaufensterscheiben. Dribblings usw...).

Seinen ehemaligen Arbeitgebern, die v.a. in Nordrhein-Westfalen zu finden sind, räumt er natürlich auch jede Menge Raum ein und hier ist es wirklich zum Teil sehr lesenswert, wie die Fußballvereine hinter den Kulissen funktionieren, wenn sie sich solch schwierigen Charakteren ausgesetzt sehen, die nach außen hin aber wichtige Integrationsfiguren sind.

Das, was Ansgar über TeBe zu sagen hat, ist zunächst einmal recht kurz formuliert und liest sich deutlich weniger verliebt als seine Texte bezüglich Münster, Bielefeld, Gütersloh oder Dresden. Dass das Angebot der Göttinger Gruppe unfassbar war, dass niemand, wirklich niemand danach so viel Geld für Ansgar bezahlen konnte, das weiß nun auch der literarisch interessierte Teil dieser Republik. Es ist im Prinzip das, was hängen bleibt aus dieser Zeit. Die Verträge waren außerirdisch und es sei - so Ansgar - ein Verbrechen der Spieler gewesen, mit TeBe damals nicht aufzusteigen.

Sein inniges Verhältnis zu den Fans, das er bei vielen Stationen im Buch thematisiert, fehlt bei TeBe leider völlig. Gerne hätte ich eine Story aus dem Fanladen gelesen... Nix. Dass er an anderer Stelle behauptet, nie hätte er sich mit den eigenen Fans angelegt, kann Pingpong-Alex wohl auch nicht so ganz unterschreiben...

Unterm Strich kann man das Buch durchaus lesen. Ansgar weiß, was die Leute hören wollen. Anekdoten des Rebellen. Der Ansgar macht halt, was er will. Das ist manchmal ganz kurzweilig, aber nach 200 Seiten ist es dann auch nicht schlimm, dass das Buch auch ein Ende hat.

Bleibt noch festzuhalten, dass Ansgar immer einer meiner All-Time-Favourite Borussen sein wird. Unseren Sohn Oscar hätten meine Frau und ich fast etymologisch verwandt und lautlich nur leicht verschoben nach Herrn Brinkmann benannt... Hätte man damals echt machen können. Das kann ich auch nach der Lektüre des "Weißen Brasilianers" sagen.
Ich kann die Musik sehen - sie hat Fransen.
Hans
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Re: Die kleine Literaturkritik: "Der weiße Brasilianer"

Beitrag von Hans »

das uns nächtens im fanladen fragte, ob wir mit in den kit-kat-club kommen wollen, hat er nicht erwähnt?
Thorsten Grunow
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Re: Die kleine Literaturkritik: "Der weiße Brasilianer"

Beitrag von Thorsten Grunow »

Und auch dass er Winni "Wo und wer bin ich" Schäfer gesagt hat, dass der so blöd sei, dass er nicht einmal einen Kiosk führen könne hat er nicht erwähnt?
Mann, Mann, Mann Herr Brinkmann. Da bleibt wohl nur, noch einen zweiten Teil nachzulegen mit allen "wichtigen" Dönekens über seine TeBe-Zeit.
Zuletzt geändert von Thorsten Grunow am 28.04.11 16:05, insgesamt 1-mal geändert.
bronski
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Re: Die kleine Literaturkritik: "Der weiße Brasilianer"

Beitrag von bronski »

ist doch klar, dass der Stoff in einem einzigen Kapitel verschenkt wär! Pro: "Der lila-weiße Brasilianer"!
Hope
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Re: Die kleine Literaturkritik: "Der weiße Brasilianer"

Beitrag von Hope »

Thorsten Grunow hat geschrieben:Und auch dass er Winni "Wo und wer bin ich" Schäfer gesagt hat, dass der so blöd sei, dass er nicht einmal einen Kiosk führen könne hat er nicht erwähnt?
Mann, Mann, Mann Herr Brinkmann. Da bleibt wohl nur, noch einen zweiten Teil nachzulegen mit allen "wichtigen" Dönekens über seine TeBe-Zeit.
Da fällt mir ein: Die Sache mit seiner eigenen Einwechslung, die hat er erwähnt...
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