...und bei uns wollnse alle ne Brauerei besichtigen.1. Neuer 2. Vorsitzender: Jörg Martini
Da fällt mir doch Max Goldt ein:
monolog des morganatischen maurers
hier meine familie
tante, ist lyrikerin.
schwester. sie ist mystikerin.
und dort mutter. sie ist sopranistin.
und schließlich vater. er ist dramatiker.
ich bin maurer. ich arbeite auf einer baustelle. ich muß sagen, ich liebe meine arbeit. stein auf stein zusammenzufügen, zu betrachten, wie durch meine hände formendes wirken allmählich eine heimstatt heranwächst; eine heimstatt für ein junges glück vielleicht, welches sich im stadtpark beim füttern der schwäne traf, nur scheinbar zufällig; denn alles ist fügung es gibt keinen zufall. vielleicht aber auch für großmama und großpapa, die nach entbehrungsreichem leben eine letzte, sonnige bleibe zu finden anschicken. oftmals harre ich, mit meiner mauererkelle in der hand, minutenlang aus, ins weite schauend; und der kreislauf des lebens wickelt sich vor mir ab: geburt, heirat, tod - geburt heirat, tod - all dies wird sich immer wieder von neuem in dem durch mein schaffen und tun enstehenden haus ereignen.
nur eines bereitet mir, bisweilen zumindest doch sorgen. leider finde ich nicht leicht anschluß an meine kollegen. nicht, daß man mich schneidet, nein, das nicht, doch beschränkt man die konversation mit mir auf das unterbreiten von zur verrichtung der arbeit notwendigsten informationen. gern, ja sehr gern gar, würde ich mit den anderen arbeitern in der pause im baustellenwagen plaudernd einen trockenen martini einnehmen. aber, wenn ich komme, sitzen sie schon alle da und trinken bier, und keiner bietet mir einen sitzplatz an, so saß ich allein, neben ihn stehend und schweigend meinen martini trinken muß.
neulich fügte man mir eine kleine, ja sicher nur scherzhaft gemeinte bösartigkeit zu: einer der arbeiter versteckte meine kühltasche, in der ich das eis für meinen martini aufzubewahren pflege; und so mußte ich auf meinen pausendrink verzichten.
die anderen tranken ihr bier, als ob nichts geschehen wäre.
unlängst wurde mir doch alles ein wenig schwer, und ich suchte trost bei einem älteren kollegen; fing ihn auf dem heimweg ab, nahm ihn bei den händen und sprach über mich und meine familie. ich habe, glaube ich, auch ein wenig geweint. doch er starrte mich nur unverwandt an und lief fort.
dennoch möchte ich mich nicht beklagen. ich habe ja meine familie.
tante, ist lyrikerin.
schwester. sie ist mystikerin.
und dort mutter. sie ist sopranistin.
und schließlich vater. er ist dramatiker.
ich bin maurer. ich arbeite auf einer baustelle....