Den ganzen Artikel gibt es hier: http://bonjourtristesse.wordpress.com/2 ... barkeiten/Die Braunhemden vom Millerntor. Der Hamburger Heimatschutz gegen moderne Unzumutbarkeiten
Unser Autor Andreas Reschke begibt sich in die Untiefen des linken Fußballdeutschlands und zeigt, warum das Bekenntnis zum „FC St. Pauli“ nichts anderes ist, als der Aufnahmeantrag in die Gemeinschaft der guten Deutschen.
Als die Fußballmannschaft des „FC St. Pauli“ in der Saison 2010/11 in die erste Bundesliga aufgestiegen war, bescherte dies dem Verein allerlei wohlwollende mediale Beachtung. Vom „sympathischen Kiezverein“, vom „Freudenhaus der Liga“ und vom „etwas anderen Klub“ war ebenso die Rede wie von seinen „besonderen“ Fans, die aufgrund ihres politischen, sozialen und vor allem antifaschistischen Engagements das Gesicht des Vereins geprägt hätten. Tatsächlich gibt es im „Millerntorstadion“, der „kultigen“ Heimstätte des Hamburger Klubs, immer wieder Aktionen, die das eigene politische Profil betonen. Wenn linke Hausprojekte von einer Räumung bedroht sind, wenn heruntergekommene Bauwagenplätze von den Behörden für illegal erklärt werden oder ein Naziauflauf in einem Hamburger Vorort ansteht, darf beim nächsten Heimspiel mit einem Solidaritätsspruchband von „Ultrà St. Pauli“ („USP“) gerechnet werden.1 Die Liebe zum linken Lifestyle ist bei „St. Pauli“ allgegenwärtig. Im Fanblock werden regelmäßig Fahnen mit der Abbildung des antiimperialistischen Superstars Che Guevara geschwenkt, dessen bekanntes Konterfei sich auch im Vereinsemblem von „USP“ wiederfindet.2 Sexismus, Rassismus und Homophobie werden geradezu mantrahaft kritisiert. Vegane Tierrechtler tummeln sich ebenso wie Umweltaktivisten und Antideutsche unter den Fans. Dazu kommen Tibet-Flaggen, Anti-Atom-Bekenntnisse und vollbärtige Träger des „Palästinenser-Tuches“, die zum „Millerntor“ gehören wie lila Strähnchen zur Frisur in Plattenbauvierteln. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis sich eine Ultrà-Sektion „AG Queerfeminismus“ gründet. Kurz: Auf St. Pauli ist alles erlaubt, was als „irgendwie links“ gilt.
Insbesondere in den 1990er Jahren war es daher für Fußballfreunde durchaus eine angenehme Abwechslung, dass es in Hamburg ein Stadion gab, in dem Nazis nicht offen auftreten konnten und frauen- und schwulenfeindliche Choreographien oder Gesänge undenkbar waren oder zumindest unterbunden wurden. Nicht nur deshalb war der Verein gerade in ostdeutschen Fußballstadien verhasst. Seine Fans verliehen ihrem Antifaschismus insbesondere bei Auswärtsspielen gegen Ostklubs wie z. B. „Hansa Rostock“ immer wieder auch handfest Ausdruck. Die Nazibanden, die es in Massen zu den einschlägigen Zonen-Vereinen zog, wussten „St.-Pauli“-Accessoires durchaus als politisches Statement einzuordnen. Wer sich in den 1990er Jahren in Ostdeutschland mit Devotionalien des Hamburger Vereins auf den Straßen bewegte, brauchte daher durchaus etwas Mut.
Die 1990er Jahre sind allerdings inzwischen seit mehr als zehn Jahren vorbei. Zwar fühlt man sich angesichts der dumpfen Ressentiments vieler Zuschauer3 gerade in ostdeutschen Stadien – vor allem in den unteren Ligen – auch heute oftmals noch wie in einer Rostocker Gartenkneipe des Jahres 1992. Und noch immer ziehen Spiele gegen den „FC St. Pauli“ gerade im Osten viele Nazis an, die darauf aus sind, „Zecken“ zu „klatschen“. Aber zum einen ist die Zone nicht die Bundesrepublik: Gerade in den oberen Ligen in Westdeutschland sind Nazis unter den Zuschauern und Fans deutlich marginalisiert. Zum anderen hat selbst in einigen Stadien Ostdeutschlands ein gewisses Umdenken eingesetzt. Als z. B. die Rivalität mit den Fans des „FC Hansa Rostock” in den 1990er Jahren entstand, hatte man es tatsächlich mit vielen Nazis zu tun. Später, als die Rostocker Ultras auftauchten, die eher normal unangenehm waren, pflegte man auch weiterhin das Feindbild „Nazi-Rostock”, um den erlebnisorientierten Anhängern des „FC St. Pauli” eine politische Legitimation für ihr Bedürfnis nach Randalen zu geben. Der Antifaschismus der „St.-Pauli“-Fanszene ist, mit anderen Worten, inzwischen eher zu Selbstzweck, Folklore und Mobilisierungsinstrument für die Fanszene geworden. In dem Maß, in dem den „St.-Pauli“-Fans zumindest auf Bundesebene das Feindbild des Nazis abhanden kommt, wird deutlich, was der sympathisierende Blick auf das antifaschistische Auftreten der „St.-Pauli“-Fans insbesondere in den Jahren der Bedrohung durch Nazis und eines rassistischen Konsenses in den deutschen Stadien verdeckte: Die „St.-Pauli“-Fans gleichen in vielerlei Hinsicht ihrem politischen Gegner. Vor allem der Drang nach einer konformistischen Rebellion, der sich hinter dem Gang ins Millerntorstadion verbirgt, die Heimatschutz-Rhetorik und das Bedürfnis nach bodenständigen Verhältnissen machen die linken Fußballfans auf „St. Pauli“ den rechten Fußballfreunden aus der Oberlausitz oder dem Erzgebirge nicht ganz unähnlich.
St. Pauli - Saison 2011/2012
St. Pauli - Saison 2011/2012
Nicht ganz zur Saison (aber ich wollte keinen Extra-Thread aufmachen), aber dennoch ganz spannend. Nicht jeder, der Nazis blöd findet, scheint auch St.Pauli-Fan zu sein.
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Re: St. Pauli - Saison 2011/2012
hö? was hadn der gegen lila strähnchen?
ich glaube ich brauche dir nichts erklären was ultra heißt ich gehe schon zum fussball da warst du noch auf der seerose
Re: St. Pauli - Saison 2011/2012
überraschung.Arik hat geschrieben:Nicht jeder, der Nazis blöd findet, scheint auch St.Pauli-Fan zu sein.
Jede Form von Extremität (Arme, Beine, etc.) kann nicht die Antwort sein.
Re: St. Pauli - Saison 2011/2012
Na wie soll ich denn sonst zum Artikel überleiten als durch eine lahme Binsenweisheit?zéro cinq hat geschrieben:überraschung.Arik hat geschrieben:Nicht jeder, der Nazis blöd findet, scheint auch St.Pauli-Fan zu sein.

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Re: St. Pauli - Saison 2011/2012
war in der tat ganz angenehm im stadion bei meinem persönlichen abschied von der alten gegengeraden ohne den kindergarten auf der süd....
kurz vor ende des spiels eskalierte die situation draußen, dinge, die ich nur vom hörensagen weitergeben kann,
- eine andere ultrafraktion (???) (nicht usp) soll an der budapester str. die polizei mit flaschen usw ordentlich beworfen haben, diese konnte nicht zugleich reagieren, es konnte den werfern gelingen, in der masse, die vor und im jolly roger stand, abzutauchen. woraufhin die polizei ziemlich alles abriegelte und mit 4 wasserwerfern räumte.
da hat mal wer nicht bis 3 zählen können, alle proteste vorher (auch die der rostocker) liefen friedlich ab und hätten durchaus sinn ergeben. so spielt das aber der polizei wieder schön in die karten, denn nun könne man ja annehmen, wenn die rostocker im stadion gewesen wären, wäre noch schlimmeres passiert....naja
die andere bekloppte aktion,
- irgendwelche deppen waren der meinung dann den sportpub "tankstelle" (hsv pinte am albersplatz) zu entglasen....ich glaube damit zieht man sich auch den zorn anderer leute vom kiez (angels??) auf sich, außer dem der hsvfans, die ja mit angriffen aufs jolly das ganze oft genug unterstrichen haben
fazit: manche lernen es nie.....
bin etwas deprimiert gestern aus hamburg zurück gekommen
kurz vor ende des spiels eskalierte die situation draußen, dinge, die ich nur vom hörensagen weitergeben kann,
- eine andere ultrafraktion (???) (nicht usp) soll an der budapester str. die polizei mit flaschen usw ordentlich beworfen haben, diese konnte nicht zugleich reagieren, es konnte den werfern gelingen, in der masse, die vor und im jolly roger stand, abzutauchen. woraufhin die polizei ziemlich alles abriegelte und mit 4 wasserwerfern räumte.
da hat mal wer nicht bis 3 zählen können, alle proteste vorher (auch die der rostocker) liefen friedlich ab und hätten durchaus sinn ergeben. so spielt das aber der polizei wieder schön in die karten, denn nun könne man ja annehmen, wenn die rostocker im stadion gewesen wären, wäre noch schlimmeres passiert....naja
die andere bekloppte aktion,
- irgendwelche deppen waren der meinung dann den sportpub "tankstelle" (hsv pinte am albersplatz) zu entglasen....ich glaube damit zieht man sich auch den zorn anderer leute vom kiez (angels??) auf sich, außer dem der hsvfans, die ja mit angriffen aufs jolly das ganze oft genug unterstrichen haben
fazit: manche lernen es nie.....
bin etwas deprimiert gestern aus hamburg zurück gekommen
¿Cómo no te voy a querer?