Was erlauben Zwanziger

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NeoGelb_Freund

Was erlauben Zwanziger

Beitrag von NeoGelb_Freund »

letzte woche am 26. september hat theo zwanziger gegenüber inforadio ein interview zu seiner tour durch den (wilden) osten gegeben (siehe http://www.inforadio.de/static/dyn2sta_ ... icle.shtml). so einiges ist dabei an ihm vorbei gegangen. das einzige, was ihm auffiel war, daß die stadien ziemlich scheiße sind. dieser umstand und vor allem die "natürlich verständliche frustration fans" - nicht antisemitismus, xeno- und homphobie - bringt "Emotionen [der 'Fans'] in die völlig falsche Richtung gehen". zwanzigers credo ist stadion bauen, immer nur stadien bauen.

gestern ist mir dieser unreflektierte scheiß wieder eingefallen, als theo sich über die stadien der frauen WM äußerte. die blödsinnigen und paradoxen antworten gegenüber inforadio hab ich mal dokumentiert und in einem beitrag verarbeitet. den gibts hier http://bava.blogsport.de/2008/09/27/the ... er-on-tour
Herr.Dienst
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Beitrag von Herr.Dienst »

Schöner Kommentar. Allerdings könnte man natürlich noch weiter gehen und auch eine Erklärung dafür finden, warum sich Nazis, Schwulenhasser und andere Widerlinge gerade in Fußballstadien so wohl fühlen und nicht beim Dressurreiten. Die Tatsache, dass überwiegend junge Männer, die sich uniform kleiden und gemeinsam brüllen, was das Zeug hält, auf den Rängen stehen, ist natürlich schon attraktiv für Leute, die ein großes Identifikationsbedürfnis haben. Der Schritt, die Festigkeit der Eigen- durch Abgrenzung von der Fremdgruppe mit allen Mitteln zu stärken, ist dann nur noch ein kleiner, der letztendlich auch die gewaltsame Auseinandersetzung beinhaltet.
Ich denke, damit sich so etwas anders entwickelt, muss eine Fanszene klare Positionen haben und sofort gegen antisemitische, rassistische, homophobe und sexistische Tendenzen intervenieren.
Da ich ja selbst auch gerne zum Fußball gehe, bin ich froh, dass ich das bei TeBe soweit als erfüllt betrachte. Aber man muss ja schon zugeben, dass es nur extrem wenige Vereine gibt, bei denen man sich in den Block stellen und bekunden könnte, dass man entweder Jude oder Homosexueller ist. Mal ganz zu schweigen von objektiven Tatsachen wie der Hautfarbe, die sich gar nicht erst verstecken lassen.
NeoGelb_Freund

Beitrag von NeoGelb_Freund »

ich denke auch, daß fußball und die identifikation mit 'seinem' verein zu so etwas wie einem unbedingtem abgrenzungsfetich führen kann. beim golf, tennis oder weiß ich wo, is' dies eher nicht so. is eben auch kein mannschaftssport. beim golf kann sich der 'fan' keinesfalls als 12. (oder 2.) mann sehen.

um diese, eben irgend wann auch gewaltätig aufgeführten (vermeintlichen) loyalitäten, zu problematisieren, muß sich jede fansszene dazu klar positionieren. aber eben auch die vereine, vebände und institutionen. aber vor allem die fans selbst...

das dies klappen kann beweist TeBe jedes mal neu. das hat weder was mit politik, noch mit politisierung oder irgend etwas anderem zu tun. sondern ist eben ne grenze, die so einiges nicht zuläßt. homophobie, antisemitismus, rassismus und die anderen widerlichkeiten eben. wenn andere dies lediglich als politik sehen, dann sollten sie sich fragen lassen, warum dies für sie nicht selbstverständlich ist. denn so sollte es sein... das von einer fansszen städnig darauf hingewiesen werden muß is' lediglich eien reaktion auf unerträglichkeiten und nicht eine politisierung!
Ping-Pong-Veteran
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Beitrag von Ping-Pong-Veteran »

Also ich denke Fussball ist keine Ursache für solche Vorkommnisse, er ist eine Bühne der Gesellschafft, maximal eine Art Katalysator der die gesellschafftlichen misstände schneller zu Tage fördert.
Ansonsten ist es eine Definitionsfrage ob es politischer Fussball ist wenn man sich dort offen gegen Antisemitismus, Homophobie, Rassismus, etc. artikuliert oder halt nicht.
Für mich ist dies auf der einen seite schon eine politische Aussage, aber eher in Form einer Grundeinstellung die ich weder am Stadiontor noch sonstwo ablege, sich jedoch nicht mit der Einstellung "Politik hat beim Sport nichts zu suchen" zu tun, da es eine Grundvorraussetzung für ein normales Zusammenlegen ist und sich nicht an Parteiprogrammen oder Ideologien festmacht.
„Wir haben praktisch kaum ein Spiel gewonnen, außer das Unentschieden bei den Füchsen.", Ratko Hodak.
NeoGelb_Freund

Beitrag von NeoGelb_Freund »

ich denke auch, daß fussball all die schlummernden widerlichkeiten ans licht befördert. in der horde / mob darf der rassist noch rassists sein. gegen ausländer is' außerhalb des stadions natürlich keiner mehr.

trotzdem soll es 'politik' sein sich gegen diesen mainstream zu stellen, sich quasi sich gegen diesen gesellschaftlichen konsenz der 'mitte' zu positionieren.

für mich ist es aber trotzdem, wie bei dir veteran, eben nich so. es ist einr selbstverständllichkeit gegen diese - eben auch gesellschaftlichen - widerlichkeiten zu protestieren. egal wo und gerade im fußballstadion. anstatt dies zu kritisieren, sollte es unterstützt werden und nicht als 'politisierung' abzutun. ich glaube, diese ignoranz gegenüber diesen forderungen kann im umkehrschluß nur bedeuten, daß dies eben nicht gefordert wird. oder?
Ping-Pong-Veteran
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Beitrag von Ping-Pong-Veteran »

Da hast du mich etwas falsch verstanden, ich meine wenn ich sage "Politik hat im Stadion nichts zu suchen", meine ich, das ich mich in meinem Fall z.B. nicht mit der Fahne der Linken in den Block stelle um wahlkampf zu machen, oder anderen meine politische Meinung aufzudrücken.
Tolleranz, Antirassismus, Antifaschismus,etc., um es mal positiv auszudrücken, stehen jedoch in einem anderen kontext, der halt niemals ausgeblendet wird (werden sollte) und daher genauso ins Stadion gehört wie Spaß, Freunde und gutes Bier!
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Herr.Dienst
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Beitrag von Herr.Dienst »

Die Phrase vom "unpolitisch sein" führt sich doch eigentlich so gut wie immer selbst ad absurdum. Die meisten, die "Politik" raushalten wollen, tun das gerade weil sie sich die Kritik an ihrem absolut kritikwürdigen Verhalten ersparen wollen. Dass Fussball da nichts anderes tut, als das was ohnehin bei den Menschen verborgen schlummert zu Tage zu befördern ist klar. Dieses Phänomen beschränkt sich ja insofern nicht auf Fussball, dass auch bei demjenigen, der rassistisch denkt, aber dazu in der Lage ist, das im Alltag nicht rauszulassen, gerne mal alle Dämme brechen, wenn am Wochenende in der Kneipe das zehnte Bier mit den Jungs gekippt wurde.
Wahlkampf im Stadion muss natürlich nicht sein (bin ich froh, dass du (PPV) das auch so siehst), aber die politischen Einstellungen und Mindeststandards - und da widersprichst du ja auch nicht - können eben nicht vorm Stadiontor bleiben. Sonst wird es so scheisse wie überall.
NeoGelb_Freund

Beitrag von NeoGelb_Freund »

Ping-Pong-Veteran hat geschrieben:Da hast du mich etwas falsch verstanden, ich meine wenn ich sage "Politik hat im Stadion nichts zu suchen", meine ich, das ich mich in meinem Fall z.B. nicht mit der Fahne der Linken in den Block stelle um wahlkampf zu machen, oder anderen meine politische Meinung aufzudrücken.
Tolleranz, Antirassismus, Antifaschismus,etc., um es mal positiv auszudrücken, stehen jedoch in einem anderen kontext, der halt niemals ausgeblendet wird (werden sollte) und daher genauso ins Stadion gehört wie Spaß, Freunde und gutes Bier!
ich hatte, ehrlich gesagt, bei der diskussion um politik im stadion nicht an wahlkampf gedacht. mir gings schon um die klare bezugnahme zu antisemitismus, rassismus und homophobie. und gerade hierbei, denke ich, ist es eben was anderes. wie du auch meinst.

die definition dieser ahltung und klaren positionierung als 'politik' mag zunächst richtig sein, aber ich denke eben, daß es - im gegensatz zu politischen parteien / institutionen / initiativen - immer wieder nötig ist dies zu betonen. gerade eben, weil es selbstverständlich sein sollte, wie spaß, singen, feiern (nich' unbedingt bier) im stadion und anderswo.
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