Bei den Spielen Brijeg vs. Sarajevo und vor einigen Wochen Partizan Belgrad vs. Toulouse FC wurden zwei Menschen getötet, Dutzende verletzt. Ein Artikel der Deutschen Welle beleuchtet das Gewaltphänomen beim Fußball in (Ex-)Jugoslawien.
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4775315,00.html
Fußball-Tote auf dem Balkan
Fußball-Tote auf dem Balkan
Zuletzt geändert von Norbert am 11.10.09 18:32, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Fußball-Tote auf dem Balkan
Es findet in Ex-Jugoslawien schlicht keine Aufarbeitung der Vergangenheit statt, wie sie auch im damals noch existierenden Jugoslawien nicht stattgefunden hat. Deshalb gesellen sich zwischen bestimmte Ethnien, vor allem zwischen Serben und Kroaten, nicht nur die Konflikte aus dem jüngsten Bürgerkrieg sondern immer noch alte Konflikte aus dem zweiten Weltkrieg, die nie aufgearbeitet wurden (KZs für Serben und Muslime im damaligen faschistischen "Unabhängigen Staat Kroatien", Massenerschießungen von Ustaše durch Partisanen nach Ende des Krieges).
Gerade die letzten beiden genannten Punkte sind in der Wahrnehmung der jeweiligen Gruppen omnipräsent, erschreckenderweise auch bei jungen Leuten. Hinzu kommt, vermehrt auf kroatischer Seite, eine Glorifizierung der Kriegsverbrecher, verbunden mit einem völligen Unverständnis für deren Schuld (Ante Gotovina, Branimir Glavaš), stattfindet.
Diese gegenseitige Unfähigkeit und (politisch teilweise forcierte) Unwilligkeit zur Aufarbeitung fördert den in dem Artikel beschriebenen übersteigerten Nationalismus.
Und auch im Bürgerkrieg in den 90ern hat der Fußball bereits eine Rolle gespielt. Bei einem Spiel zwischen Dinamo Zagreb und Roter Stern Belgrad kam es zu schweren nationalistischen Ausschreitungen, in denen sich auch einige Spieler, allen voran der spätere Weltstar Zvonimir Boban, negativ hervortaten. Dieses Spiel gilt für nicht wenige als eines der ersten Anzeichens des Zerfalls Jugoslawiens.
Jedem, der sich für das Thema interessiert, kann ich nur die Reportage "The last yugoslavian team" empfehlen, die sich mit den Qualifikationsspielen für die EM 2000 beschäftigen, in denen erstmals die kroatische und die (Rest-)jugoslawische Nationalmannschaft aufeinandertrafen. Hier disqualifizieren sich zwei jeweilige Weltstars aus der Region als Nationalisten der widerlichsten Art (Zvonimir Boban auf kroatischer und Siniša Mihajlović auf serbischer Seite).
Gerade die letzten beiden genannten Punkte sind in der Wahrnehmung der jeweiligen Gruppen omnipräsent, erschreckenderweise auch bei jungen Leuten. Hinzu kommt, vermehrt auf kroatischer Seite, eine Glorifizierung der Kriegsverbrecher, verbunden mit einem völligen Unverständnis für deren Schuld (Ante Gotovina, Branimir Glavaš), stattfindet.
Diese gegenseitige Unfähigkeit und (politisch teilweise forcierte) Unwilligkeit zur Aufarbeitung fördert den in dem Artikel beschriebenen übersteigerten Nationalismus.
Und auch im Bürgerkrieg in den 90ern hat der Fußball bereits eine Rolle gespielt. Bei einem Spiel zwischen Dinamo Zagreb und Roter Stern Belgrad kam es zu schweren nationalistischen Ausschreitungen, in denen sich auch einige Spieler, allen voran der spätere Weltstar Zvonimir Boban, negativ hervortaten. Dieses Spiel gilt für nicht wenige als eines der ersten Anzeichens des Zerfalls Jugoslawiens.
Jedem, der sich für das Thema interessiert, kann ich nur die Reportage "The last yugoslavian team" empfehlen, die sich mit den Qualifikationsspielen für die EM 2000 beschäftigen, in denen erstmals die kroatische und die (Rest-)jugoslawische Nationalmannschaft aufeinandertrafen. Hier disqualifizieren sich zwei jeweilige Weltstars aus der Region als Nationalisten der widerlichsten Art (Zvonimir Boban auf kroatischer und Siniša Mihajlović auf serbischer Seite).
Rute raus, der Spaß beginnt!