Doughnut Boy Andy hat geschrieben:As long as any dimwit can put on a Pauli hoody or scarf and proclaim himself some sort of antifascist football fan just because it is easier to wear a scarf than actually think about what antifascism may actually mean then things are not going to get any better either.
Einverstanden. Aber ich wage als halbwegs unbeteiligte Person doch nochmal den Versuch, da die beiden Fraktionen in diesem Forum das ja selbst wohl nicht mehr schaffen, eine Frage zu stellen: Was genau ist jetzt der Grund diesen St.Pauli-Hass so zu forcieren. Ok, das Selbstbild der Fanszene dort stimmt nicht mit dem überein, was tatsächlich passiert. Ok, USP ist ein männlich-dominierter Macker-Haufen, der gewisse Attitüden nur aus Imagegründen vor sich herschiebt. Ok, es gibt im Fußball andere, vielleicht bessere Adressen, um Antifaschismus effektiv zu leben. Vielleicht sind wir eine dieser Adressen.
Aber was, was genau bringt es dir, der Welt und dem FC St. Pauli, wenn dieser Club andauernd durch den Kakao gezogen wird? Was bringt es den progessiven Leuten bei St. Pauli, die es selbstverständlich gibt und von denen auch bei TeBe einige rumlaufen, wenn sie unter Generalverdacht gestellt werden? Was bringt es dem Antifaschismus, wenn er als Gradmesser herhalten muss, wie Glaubwürdig St. Pauli ist? Und wenn es dir wirklich so eine Herzensangelegenheit ist: Warum gehst du dann selbst so undifferenziert damit um (dein letztes Posting war da eine angenehme Ausnahme)?
Man wird das Gefühl nicht los, das in den FC St. Pauli auch einiges reininterpretiert wird, was man dort gerne sehen möchte, um die eigene Meinung bestätigt zu bekommen. Anders kann ich mir auch das auf den Bierverteiler bezugnehmende Posting nicht erklären. Er hat ja gar nicht in den Kanon "die doofen Ultras machen die Arbeit der anderen 99% kaputt" eingestimmt, trotzdem wird ihm das directement aufs Brot geschmiert. Warum?
Warum investierst du soviel Energie in deinen Privatkrieg gegen St. Pauli? Ok, wenn jemand etwas anderes lebt, als er vorgibt zu tun, dann kann das (berechtigterweise) Anlass sein, sich damit auseinanderzusetzen oder den einen oder anderen bissigen Kommentar abzulassen, d'accord. Aber es zum quasi übergeordneten politischen Thema zu erheben, ist das nicht eher eine Verharmlosung der wirklichen Probleme, von denen ich als TeBe-Fan in dieser Saison leider mal wieder einige erleben durfte? Für meinen Geschmack hat das, was vielleicht irgendwann mal als berechtigtes Finger-in-die-Wunde-legen anfing, mittlerweile - und das sage ich als emotional völlig Außenstehender - nahezu manische Züge angenommen.
Wie gesagt, es ist meine Wahrnehmung als Fußballfan, den mit St. Pauli im Positiven wie Negativen quasi nichts verbindet, der aber aus Erfahrung großen Clubs im Profigeschäft einen natürlichen Wandel zugesteht, dabei jedoch nicht vergisst, welche historischen Errungenschaften (ganz prgmatisch betrachtet) mit dem Namen dieses Clubs verbunden sind. Es soll an dieser Stelle mein erster und letzter Versuch sein, sich online mit diesem Thema zu beschäftigen, zumal selbst dieser erste Versuch schon mehr Aufwand verursacht hat, als mein Bauchgefühl dem Thema zugestehen würde. Ich hoffe, es besteht ernsthaftes Interesse am Austausch von Argumenten mit Leuten, die sich der Thematik nicht mit dem Tiefgang eines Theologiestudiums widmen.
"so, nun ist eine woche lang wieder TeBe-depression, nach dem nächsten sieg dann die deutsche meisterschaft zum greifen nah. so ist das halt bei TeBe."
Denis, 5.8.05