McGeiz hat geschrieben:Zu Kutrieb: eine mutige Entscheidung, vielleicht hätte ich Zschiesche bevorzugt aber seine Arbeit bei der A-Jugend ist schon wirklich bemerkenswert und die interne Lösung finde ich sympathisch.
Als sich abzeichnete, dass TB und TB zukünftig getrennte Wege gehen würden, war mein erster Gedanke naheliegenderweise ebenfalls Markus Zschiesche, dem ich einiges zugetraut hätte.
"Mutige Entscheidung" war auch meine erste Reaktion, erstmal ganz wertfrei. Was impliziert, dass es durchaus ein gewisses Risiko bedeutet, unserem Star-Kader einen Cheftrainer-Newbie vorzusetzen. Bei TeBe hat es ja eine gewisse Tradition, teures Personal auf dem Rasen zu haben, aber nicht den passenden Trainer, der was Brauchbares daraus basteln kann. Und ausgerechnet bei dieser Schlüsselposition zu sparen war häufig das absolut Falscheste, was man machen konnte. Was eben auch damit zusammenhängt, dass es selten einen sportlichen Leiter und entsprechend auch kein Konzept für den sportlichen Bereich gab. Sich einfach nur den Punkteschnitt von Trainer xy anzuschauen und zu sagen "aha, der muss gut sein, holen wir den mal" reicht ohne genauere Analyse dann eben doch nicht.
Mit der Personalie Yildiz lässt sich die Personalie Dennis Kutrieb aus zahlreichen Gründen dennoch nicht vergleichen. Zumal Kutrieb in Altglienicke nominell zwar Co-Trainer war, Aufgaben, Verantwortung und Entscheidungen aber, wenn ich das richtig verfolgt habe, relativ gleichberechtigt zwischen beiden Trainern verteilt waren. Er war dort definitiv mehr als der sprichwörtliche Hütchenaufsteller, sondern Teil eines erfolgreich arbeitenden Trainerduos, das aus namhaften Ex-Profis wie Matuschka, Brunnemann und Hartmann eine funktionierende Truppe formte. Das ist schon eine gewisse Visitenkarte und für mich ein schlagenderes Argument als der Leistungsaufschwung der U19 seit dem Trainerwechsel.
Fraglos wäre es ideal gewesen, mit TB (und Armin Friedrich, dessen Anteil häufig unterschätzt wird) weiterzuarbeiten. Was den Promistatus anbelangt, so wäre nahezu jeder Nachfolger ein "Downgrade" gewesen. Thomas Herbst vielleicht nicht, aber obwohl ich Fan von ihm bin, bin ich nicht sicher, ob das zum jetzigen Zeitpunkt der richtige Trainer gewesen wäre. Seit sich andeutete, wer Nachfolger wird, fiel hier und da das Argument, dass unsere regionalligaerfahrenen Spieler einen "Trainer mit Namen" benötigen, um ihn zu respektieren. Aus meiner Sicht ist das überbewertet. Gerade die jüngste Trainergeneration im Profifußball beweist, dass ein gutes Konzept und eine gute Ansprache entscheidender sind als eine mit großen Titeln gespickte Spieler- oder Trainervita. Auch Teddy Yildiz ist an anderen Dingen gescheitert als an der Tatsache, dass er keinen großen Namen hatte.
Mit Risiken ist ein Trainerwechsel in einer erfolgreichen Phase immer vorbunden, auch davon können wir mehr als nur ein Lied singen. Ein Wechsel an der Spitze bedeutet einen Wechsel im Führungsstil, eine zumindest in Nuancen veränderte Spielphilosophie, andere Präferenzen in der Besetzung der Stammelf. All das kann die berühmte "Chemie" verändern, kalkulierbar sind solche Effekte nur bis zu einem gewissen Grad. Bleibt die Qualität der Trainingsarbeit nicht auf dem jetzigen Level, wird sich das natürlich auch in der Formkurve bemerkbar machen.
Im Idealfall nehmen die Spieler das mit, was sie unter Brdaric gelernt haben und profitieren gleichzeitig von den neuen Impulsen. Kann der seit dem Winter hervorragende Teamspirit mit in die neue Saison genommen werden, sind wir ein sehr ernstzunehmender Kandidat auf die Meisterschaft. Hakt es und wir kommen erneut schlecht aus den Startlöchern, wird es auch in der kommenden Saison kaum möglich sein, das im weiteren Saisonverlauf zu kompensieren. Dazu wird die Liga mit gleich mehreren Schwergewichten einfach zu stark sein.
Sicherlich kann man sich von der Personalie eine wieder etwas stärkere Verzahnung von Herren und Nachwuchs versprechen, was Brdaric nicht so stark im Fokus hatte. Allerdings darf man sich diesbezüglich auch keine Wunderdinge erwarten, gerade wenn die Ziele unverändert bleiben, sprich Regionalliga-Aufstieg in der kommenden Saison. Selbst als unsere U19 noch Bundesliga spielte und die Männer in der Berlin-Liga, war der Sprung in den Herrenbereich häufig recht groß, das bedarf einfach Zeit.
Brdaric hat Tolles geleistet und es ist schade, dass er geht. Auf der anderen Seite ist er halt eigentlich mehrere Nummern zu groß für uns, sowohl was seinen Preis als auch was seine Ansprüche anbelangt. Die Platzbedingungen im Mommse beispielsweise haben ihn regelmäßig in den Wahnsinn getrieben, aber auch das ist - leider - Oberliga. So gesehen ist der Wechsel von Brdaric/Friedrich zu Kutrieb/Schrödter nichts anderes als ein kleines bisschen Rückkehr zur Normalität, gleichwohl mit einem nach wie vor stark bestückten Kader. Mal sehen, wie es funktioniert, drücken wir die Daumen.