Natürlich liegt die Frage nahe, ob eine Mannschaft, die wenige Spieltage vor Saisonende meint, auf dem Rasen Personalpolitik betreiben zu müssen und damit das Saisonziel fahrlässig aufs Spiel setzt, noch alle Latten am Zaun hat. Nur glaube ich auch nicht, dass dieses "gegen den Trainer spielen" ein bewusster oder gar geplanter Akt war. Ich lese das Debakel ebenso wie Maegs:
Ich glaube außerdem nicht, dass die Mannschaft sich gestern von Anfang an verweigert hat. Aber es gibt im Moment keine Power in dem Team, den Hebel umzulegen, wenn es nicht von alleine läuft. (Gegen die Füchse fielen die Tore z.B. quasi von alleine. Ohne dieses Glück bzw. das Unvermögen des Gegners wäre das Zeichen da schon gesetzt worden.)
Mein Eindruck ist: Da hat sich in den vergangenen Monaten verdammt viel Unzufriedenheit und Frust angesammelt, die solange noch halbwegs verdrängt werden konnten, wie gepunktet wurde. Aber nachdem man gegen Neustrelitz und BFC die eigene Ohnmacht erlebte und Platz 3 immer mehr außer Reichweite gelangte, lagen die Nerven einfach blank, und spätestens nach Meinhardts Freistoßtreffer brach die Truppe dann völlig in sich zusammen. Das soll keine Entschuldigung für den Auftritt am Freitag sein, aber zumindest der Ansatz einer Erklärung.
Ich glaube nach wie vor, dass die Mannschaft aufsteigen will - den Willen konnte man ihr in vielen Begegnungen (Rostock, Türkiyem, Erna, aber auch die hohen Siege gegen die Kleinen in der Hinrunde) nicht absprechen, nur fehlte ihr einfach das Rüstzeug. Wenn das so ist, muss man kann den Führungsspielern vielleicht den Vorwurf machen, dass sie in der Winterpause nicht zum Vorstand gegangen sind und die Unzufriedenheit mit Trainingsmethodik und Taktik artikuliert haben.Aber sowas lässt sich im Nachhinein immer leicht sagen.
Wenn wir mal rekapitulieren, haben zwar viele von uns die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als Gajda zum Nachfolger Dejans ernannt wurde, denn dieser war unter Dejan ja mehr als nur Assi, sondern nahezu gleichberechtigt und trug insofern ebensoviel Verantwortung für den miesen Auftakt wie Dejan. Andererseits hat man dann auch zähneknirschend akzeptiert, dass der Trainermarkt damals nicht viel hergab und man Gajda erstmal als Interimstrainer nimmt, bevor man im Winter nach einer dauerhaften Lösung sucht.
Die anschließende Siegesserie hat dann aber einfach mal viele Mängel kaschiert. Es gab hier im Forum zwar nie große Lobeshymnen auf Gajda, aber ein Trainerwechsel in der Winterpause wäre wohl dennoch nicht allzu populär gewesen. Man hatte einfach das Gefühl, dass es lief und dass man so etwas Erfolgreiches nicht zerstören sollte. Wären die Spieler damals zum Vorstand gegangen und hätten ihre Kritikpunkte am Trainer geäußert, dann wäre ihnen das mit Sicherheit als Dolchstoß ausgelegt worden.
Aus der damaligen Sicht also irgendwie nachvollziehbar, dass man nicht handelte. Aber spätestens jetzt sollte und wird man dies hoffentlich tun!
Weitere Trainerkandidaten:
-Markus Schatte (pro: exzellenter Stratege, viele seiner ehemaligen Spieler bezeichnen ihn als einen besten Trainer Berlins; da die A-Jugend dürfte eh nicht mehr zu retten sein dürfte, könnte man ihn dort vorübergehend abziehen - con: mit internen Lösungen ist man den letzten Jahren nicht immer gut gefahren)
-Frank Misch (pro: hat in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen, was er drauf hat; sehr gute Menschenführung - con: keine Oberligaerfahrung, ebenfalls keine externe Lösung)
-Mehmet Öztürk, derzeit vereinslos (pro: kommunikationsstark; legt viel Wert auf spielerische Elemente und könnte somit den Hebel dort ansetzen, wo es der Mannschaft zuletzt mangelte con: fraglich, ob sich das in der Kürze der Zeit umsetzen lässt; war zuletzt nicht übermäßig erfolgreich)
-Hans Meyer

: prima Motivator und Fachmann. Dürfte zwar nicht ganz billig sein, aber da er noch von Nürnberg bezahlt wird, könnte man ja einfach das "Slomka-Modell" anwenden und den jungen Mann ein Praktikum bei TeBe absolvieren lassen...
